Bernhard Heiniger, Tierarzt

Freitag 02:30 Uhr: das Notfallhandy klingelt. Eine nette Polizistion fragt, ob sie eine schwer verletzte Unfallkatze zu mir in die Praxis bringen dürfe. „Selbstverständlich“, sage ich verschlafen, „gebt mir 5 Minuten zum Erwachen und Anziehen, wir treffen uns in der Praxis“. Als ich da ankomme, ist das weiss-orange Streifenfahrzeug schon da. Die Polizistin und ihr Kollege erzählen, dass sie den angefahrenen Moudi auf einer Quartierstrasse zusammengelesen haben, „wo halt oft zu schnell gefahren wird“. Das Büsi sieht schlecht aus, es hat schwere innere Verletzungen, sein Becken ist mehrmals gebrochen, seine Hinterbeine sind gelähmt, es hat viel Blut verloren. Schweren Herzens entschliesse ich mich, das arme Tier von seinen Schmerzen zu erlösen und einzuschläfern.

Das war der vierte Fall eines angefahrenen Tieres in dieser Woche. Am Montagmorgen traf es einen grossen Hund auf dem Spaziergang mit seinem Herrchen, am Dienstagabend eine Katze und einen Igel. Und alle Unfälle geschahen in Wohnquartieren – da wo halt der Lebensraum dieser Tiere ist.

Der Moudi würde vielleicht noch leben, oder wäre möglicherweise sogar mit dem Schrecken davongekommen, wenn sein motorisierter Gegner mit vernünftigen 30 durch das Quartier gefahren wäre.

Dr. med. vet. Bernhard Heiniger, Tierarzt
Langenthal