Die Vor(ur)teile (FAQ)


Nach der Einrichtung jeder Tempo-30-Zone verschwinden viele Unsicherheiten. Die Erfahrungen bestätigen, dass sich Einwände in Diskussionen um Tempo-30-Zone meist einfach und überzeugend entkräften lassen.

Kinder aus verkehrsberuhigten Strassen sind auf normalen Strassen überfordert und gefährdet.
Tempo 30 reduziert das Verkehrsaufkommen im Quartier kaum. Die Kinder müssen weiterhin auf den Verkehr achten und lernen, sich vorsichtig zu verhalten. Der grosse Unterschied: Die Fahrzeuglenderinnen und – lenker können bei niedriger Geschwindigkeit besser auf die Kinder Acht geben. Ausserdem fördert ein kinderfreundlicher Lebensraum die soziale und psychologische Entwicklung. Kinder, die sich in ihrem Wohnumfeld frei bewegen können, weisen gegenüber Kindern mit eingeschränktem Bewegungsraum einen klaren Entwicklungsvorsprung auf und sind deutlich selbstständiger. Sie lernen sogar schneller sich im Strassenverkehr richtig zu bewegen. Dies ergaben Untersuchungen im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms „Stadt und Verkehr“.

Die Zeitverluste wegen Tempo 30 sind zu gross.
Um eine Tempo-30-Zone zu durchqueren, brauchen Autofahrerinnen und Autofahrer tatsächlich etwas mehr Zeit. Doch dieser Zeitaufwand ist viel geringer als gemeinhin angenommen: Erfahrungsgemäss benötigt man für eine fünfhundert Meter lange Stecke in einer Tempo-30-Zone nur rund fünf bis zehn Sekunden länger als für die gleiche Stecke bei einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.

Tempo-30-Zonen sind teuer.
Etliche Gemeinden haben bewiesen, dass Tempo-30-Zonen auch sehr günstig und effizient realisiert werden können. Die Kosten für Gutachten und Planung bewegen sich bei zielorientiertem Vorgehen in kleinerem Rahmen. Bei den zu treffenden Massnahmen gibt es tatsächlich teurere, aber auch günstigere Varianten. Letzteren müssen nicht weniger wirkungsvoll sein.

Tempo 30 bringt nichts, weil sich sowieso niemand dran hält.
Auch in Tempo-30-Zonen müssen die gefahrenen Geschwindigkeiten überprüft werden. Sporadische Geschwindigkeitskontrollen und gute Bewusstseinsarbeit helfen mit, das Einhalten der Höchstgeschwindigkeit zu verbessern. Bis es soweit ist, braucht es eine gewisse Angewöhnungszeit. Dass Tempo 30 eine Verbesserung der Lebenssituation im Wohnquartier bringt, können hunderttausende von Menschen im In- und Ausland bestätigen, die in solchen Zonen wohnen. Nach der Einführung einer Zone wird Tempo 30 jeweils von der Mehrheit der Bevölkerung unterstütz.

Tempo 30 täuscht anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere Kindern, eine falsche Sicherheit vor. Das ist gefährlich.
Trotz entspannterem Verkehrsklima in Tempo-30-Zonen bleibt der Strassenverkehr eine Gefahrenquelle- gerade für Kinder. Es wird deshalb kaum jemand in Versuchung geführt, weniger aufzupassen. Sollte es trotzdem einmal zu einer kritischen Situation kommen, so profitieren alle Beteiligten von kürzeren Anhaltewegen: Im Vergleich zu Tempo 50 halbiert sich der Anhalteweg (Reaktionsziel plus Bremsweg) eines Fahrzeuges bei Tempo 30. An der Stelle, wo ein Auto mit ursprünglich 30 km/h bei einer Notbremsung bereits stehen bleibt, hätte es bei 50 km/h noch nicht einmal zu bremsen begonnen. Kommt es einmal doch zu einem Zusammenstoss, sind die Folgen wesentlich weniger schlimm. So belegen die Unfallstatistiken auch, dass in Tempo-30-Zonen die Zahl der durch Verkehrsunfälle schwer Verletzten und Getöteten gegenüber vorher deutlich abnimmt.

Landwirtschaftliche Fahrzeuge oder Gemeindefahrzeuge, wie etwa Feuerwehr, Rettungsdienst, und Müllabfuhr, könne die Tempo-30-Zonen wegen der baulichen Massnahmen kaum mehr befahren.
Strassen in Tempo-30-Zonen bleiben für den Verkehr offen und müssen den Anforderungen der Normen genügen. Sie dienen oft hauptsächlich der Erschliessung von Wohngebieten. Selbstverständlich wird deshalb der Strassenraum so geplant, dass nicht nur Rettungsdienste und Feuerwehr sicher zum Ziel kommen, sondern auch ein Zügelwagen vorfahren kann. Werden einzelne Strassen einer Zone regelmässig von landwirtschaftlichen Fahrzeugen benutzt, so sollte nebst anderen Betroffenen eine Landwirtin oder ein Landwirt in der Begeleitkommission für die Planung der Tempo-30-Zone vertreten sein.

Bauliche Massnahmen sind Schikanen und verschandeln den Strassenraum.
Zur Gliederung des Strassenraumes oder zur Sicherung einer kritischen Situation sind in Tempo-30-Zonen baulich-gestalterische Massnahmen vorgesehen. Sie sollen im Sinne einer Erinnerungshilfe eine Hilfestellung für Lenkerinnen und Lenker sein oder aber besonderen Schutz für die schwächeren Verkehrsteilnehmenden bieten. Je nach Budget und gestalterischem Flair vermögen einzelne Massnahmen zu gefallen oder auch nicht. Wichtig ist, dass in Zukunft vermehrt nutzungsorientierte Gestaltungselemente eingesetzt werden, die zum Aufenthalt und zu Begegnungen im Strassenraum animieren.

Weil immer wieder abgebremst und beschleunigt werden muss, steifen die Umweltbelastung und der Lärm.
Die bisherigen Erfahrungen sind klar gegenteilig: In Tempo-30-Zone sind die gefahrenen Spitzengeschwindigkeiten deutlich kleiner. Dies wirkt sich nicht nur auf den Lärmpegel günstig aus. Insgesamt wird langsamer und gleichmässiger gefahren, mit weniger Beschleunigungs- und Verzögerungsvorgängen. Dass dies wiederum einen positiven Einfluss sowohl auf den Benzinverbrauch als auch auf die meisten Schadstoffemissionen hat, belegt unter anderem eine Studie des TCS im Auftrag des Bundesamts für Strassenbau.

Öffentlicher Verkehr und Tempo 30 vertragen sich nicht.
In zahlreichen Gemeinde und Städten wird täglich bewiesen, dass sich Buslinien im Tempo-30-Zonen bestens bewähren. Durch die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h ergibt sich zwar eine etwas längere Durchfahrtszeit. Die Fahrtdauer wird allerdings viel wesentlicher durch die Zahl der Haltestellen und Knotenpunkte sowie durch die Linienführung bestimmt. Wichtig ist es, bei der Planung einer Zone die zutreffenden Massnahmen auch gut auf die Bedürfnisse des öffentlichen Verkehrs abzustimmen.

Quelle:
Tempo 30 in der Gemeinde. Hintergründe- Erfahrungen- Vorgehen. Ein Leitfaden.
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) 2000, S. 24- 25.)
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